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Sorry, aber mein Kind ist kein Erziehungsprojekt“

  Von außen sieht’s nach Chaos aus – von innen nach Freiheit. --- Ich hab da mal ’ne Frage: Warum glauben eigentlich so viele Leute, sie müssten sich ungefragt in die Erziehung anderer einmischen? Ist das ein Hobby? Ein Volkssport? Oder einfach chronische Langeweile? Du stehst im Supermarkt, dein Kind hat einen schlechten Tag (aka: es ist ein ganz normaler Mensch), und zack – da ist sie, die Erziehungs-Polizei. Augenbrauen hochgezogen wie die Benzinpreise, der Blick sagt mehr als jede Schlagzeile in der Bild-Zeitung: „Na, da hat aber jemand die Erziehung nicht im Griff.“ Danke, Margot. Du hast gerade deinem Einkauf mehr Bedeutung gegeben, als mein Kind deinem Blick. --- „Früher war das aber anders.“ – Ja, und früher war auch Blei im Benzin. Wenn’s nach der vorzeige Karen geht, sollte die Kurze längst Klavier spielen, bitte alle Erwachsenen freundlich siezen und selbstverständlich nicht widersprechen, wenn ein Erwachsener dummes Zeug redet. Kind soll bitte funktionieren – freundlich...

Meine Amazone – Chaoszähmerin, Herzretterin, Familiengeneralin

  Es gibt Menschen, die sind laut. Es gibt Menschen, die sind klug. Und dann gibt’s meine Frau – die ist beides. Plus ehrlich, witzig, liebevoll und mit einer Ausdauer gesegnet, bei der selbst Marathonläufer sagen würden: „Ach du Scheiße.“ Sie ist das Hirn und der moralische Kompass dieser Familie. Wenn der Lümmel im Garten kämpft, die Kurze barfuß durchs Wohnzimmer galoppiert und die Große gerade mitten in einem ADHS-geladenen Gedankengewitter steckt – dann steht sie da. Klar im Kopf, Ziel im Blick, Herz auf Empfang. Sie schafft es, jedes unserer Kinder so zu nehmen, wie es ist. Nicht mit Floskeln, sondern mit echtem Verständnis. Mit dieser Mischung aus „Ich weiß, wo’s langgeht“ und „Ich liebe dich trotzdem, auch wenn du grad wie ein kleiner wütender Oktopus durch die Küche turnst.“ Und ja – manchmal macht sie mich irre. Bevor irgendeine Entscheidung fällt, kommt der große Denk-Marathon: Mindmaps, Hypothesen, Worst-Case-Pläne. Ich steh da, will einfach loslaufen – und sie hat scho...

Die Elternwelt - von Anna

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 Die Elternwelt Eine für mich relativ neu entdeckte Welt, deren Bewohner sich zum Teil kategorisieren lassen, in so genannte „Beige-Moms“, „Dinkeldörte“ und viele mehr. Ich hatte davon schon gehört, doch als ich es zum ersten Mal erlebte, konnte ich nicht verstehen, was da „abgeht".Mein Aufeinandertreffen mit anderen MamasEine Ankunft auf einem anderen Planeten – oder wo auch immer ich da gelandet war. Mein erster Gedanke war Flucht!So ungefähr 6 Wochen nach der Geburt startete der Rückbildungskurs. Zusammen mit anderen Müttern, die auch zur selben Zeit wie ich ein Baby zur Welt brachten. Das erste Mal war ich ohne mein Baby beim Kurs. Mein Baby blieb schlafend zu Hause bei meinem Mann. Da der Kurs maximal eine Stunde dauern sollte, ging ich also alleine los. Das erste Mal, nach Wochen, alleine das Haus verlassen. Bereits nach drei Minuten hatte ich schon Sehnsucht und Tränen in den Augen. Beim Kurs angekommen, wurde ich durch den Austausch und die Übungen relativ gut abgelenkt un...

Herzsache: Der Moment, in dem wir endlich atmen konnten

 Herzsache: Der Moment, in dem wir endlich atmen konnten Es gibt Tage, die teilen dein Leben in zwei Hälften: Davor und Danach. Für uns war das der Tag, an dem wir Eltern wurden – und gleichzeitig in eine Welt geschubst wurden, die sich keiner wünscht. Unser erstes Kind, ein Herzfehler, Krankenhaus statt Kuscheldecke. Keine sanfte Eingewöhnung ins Elternsein, sondern ein Sprung ins eiskalte Wasser. Willkommen in der Elternschaft – Level: Hardcore Wir dachten, wir würden mit den typischen Problemen kämpfen: Windeln, Schlafmangel, „Warum schreit der Zwerg jetzt wieder?“. Stattdessen wurden wir zum medizinischen Fachpersonal. Monatelang lebten wir im Krankenhaus. Klar, wir hatten unsere Elternmomente, aber der Großteil lief über das Klinikteam. Wir waren dabei – aber nicht richtig. Unser Kind war oft sediert, nahm die Welt wie durch einen Filter wahr, und wir? Wir standen daneben, hielten die Luft an und taten so, als hätten wir die Nerven, das alles auszuhalten. Zuhause? Klingt nach ...

Unser Leben mit dem Herzfehler – Kein Drama, nur verdammte Realität

  „Was? Nein. Das kann jetzt nicht wahr sein.“ Mein Kopf? Komplett leer. Mein Herz? Ein Vorschlaghammer in der Brust. Das passiert doch immer nur anderen. Denen in den Dokus. Denen, über die man bei einer Netflix-Doku denkt: „Boah, krass.“ Aber diesmal war es unsere Doku. Unser Kind. Unsere Scheiße. Von der ersten Sekunde an war ich ihr Papa. Und mit dieser Sekunde kam eine Liebe, die kein Mensch in Worte packen kann. Eltern wissen, wovon ich rede. Dieser Moment, in dem du dein Kind ansiehst und weißt: Ich würde mich vor einen Zug werfen, wenn es sein muss. Aber diesmal? Diesmal war der Zug schon unterwegs. Ich musste ihr helfen. Aber wie zur Hölle hilft man einem Neugeborenen mit einem kaputten Herzen? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich wusste eins: Ich werde alles tun. Die ersten Wochen? Die Hölle auf Rezept. Medikamente retten Leben, sagen sie. Ja, tun sie. Aber manchmal nehmen sie dir dabei jeden verdammten Funken Normalität. Unsere Tochter bekam ein Medikament, das sie hyperempf...

Perfektion? Kinder brauchen sie nicht – und das ist verdammt nochmal gut so.

  Es gibt diesen unausgesprochenen Druck, dass Kinder bitte perfekt funktionieren sollen. Sie sollen hübsch angezogen sein, artig "Bitte" und "Danke" sagen, sich still und manierlich benehmen und in der Öffentlichkeit bloß keine Peinlichkeiten verursachen. Kurz gesagt: Sie sollen sich verhalten wie kleine Erwachsene – nur ohne die verdammte Lebenserfahrung und mit der Impulskontrolle eines Labradors auf Koffein. Aber wisst ihr was? Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie sind kleine Chaoskünstler auf Speed, die mit maximaler Begeisterung und null Sicherheitsabstand durchs Leben ballern. Und genau so soll es sein. Hört auf, perfekte Kinder haben zu wollen – die wären gruselig Perfekt erzogene Kinder, die nie aus der Reihe tanzen, nie laut lachen, nie Wutanfälle kriegen, immer ruhig am Tisch sitzen und mit ernstem Blick Brokkoli mampfen? Klingt nicht nach gutem Parenting, sondern nach einem verdammten Horrorfilm. Kinder müssen laut sein, sie müssen ausprobiere...

ADHS bei Kindern: Alltag zwischen Wahnsinn und Wunderkind

  Jeder, der ein Kind mit ADHS hat, kennt diese Sprüche: „Früher gab’s das nicht!“ „Handys sind schuld!“ „Das ist doch nur eine Erziehungssache!“ Ja, klar. Früher gab’s auch keine Gurtpflicht, aber heute schnallt sich trotzdem keiner freiwillig mit einem Hosenträgergurt im Auto an. Natürlich gab es ADHS früher – nur hieß es damals halt „Zappelphilipp“ oder „Der muss sich einfach mal zusammenreißen“. Aber schön, dass jeder, der einmal einen Artikel in der Apotheken-Umschau gelesen hat, jetzt ADHS-Experte ist. --- ADHS-Mythen, die wir jetzt endgültig begraben können 1. „Früher gab’s kein ADHS!“ Doch, Opa. Früher gab’s auch keine Impfung gegen Pocken, war auch nicht so geil. ADHS gab es immer – früher wurden betroffene Kinder nur als „unruhig“, „Tagträumer“ oder „faul“ abgestempelt. Heute wissen wir: ADHS ist eine neurobiologische Besonderheit und kein Charakterfehler. 2. „ADHS kommt von Handys!“ Klar, weil Kinder mit ADHS vor 100 Jahren niemals Chaos angerichtet haben… ADHS ist keine...