Perfekt? Danke, aber wir nehmen Chaos!
Perfekt sein. Was heißt das überhaupt? Glänzende Kinderzimmer, Instagram-taugliche Lunchboxen und Eltern, die immer tiefenentspannt aussehen? Ja klar, und Einhörner gibt’s auch wirklich. Bei uns sieht Perfektion anders aus: Wenn wir abends alle irgendwie glücklich und heil ins Bett fallen, war der Tag perfekt. Na ja, perfekt-chaotisch.
Willkommen im Umzugs-Desaster
Ein gutes Beispiel dafür, wie schnell „perfekt“ den Bach runtergeht: unser Umzug aufs Land. Meine Frau hat mit den zwei Kleinen die neue Wohnung eingerichtet, während ich die alte Wohnung gerockt habe – oder besser gesagt: sie mich. Neben der Übergabe und 100 anderen Baustellen war da noch die Große, die nicht freigestellt wurde und wegen Herzfehler und ADHS extra Pflege brauchte. Ach, und traurig war sie auch noch, weil sie ihre Freunde zurücklassen musste. Jackpot, oder?
Heute, 1,5 Jahre später, lachen wir darüber. (Okay, meistens.) Denn jetzt haben wir unser Glück gefunden: neue Heimat, tolle Menschen und ein Zuhause, das uns alle weitergebracht hat. Chaos war damals unser ständiger Begleiter, aber hey – irgendwie sind wir durchgekommen.
Morgens, halb acht, in Deutschland...
Kennt ihr diese perfekten Familien, die morgens fröhlich gemeinsam frühstücken und dabei die Tagesziele durchgehen? Ja, wir auch nicht. Bei uns ist der Morgen das wahre Survival-Training.
Variante 1: Die Kinder stehen um unchristliche Zeiten im Wohnzimmer und sind der Meinung, die Nacht sei vorbei. Variante 2: Sie schlafen so tief und fest, dass ich mich wie ein Animateur fühle, der sie mit 23 (meist erfolglosen) Aufforderungen aus dem Bett trommeln muss. Frühstück? Eher ein Brot-Massaker, bei dem mehr gemäkelt als gegessen wird. Und das Zähneputzen? Nach etwa 12 Millionen Motivationsversuchen klappt’s – manchmal. Schuhe und Jacken finden wir immer im letzten Moment, und dann stürmen wir wie eine Chaos-Einheit just in time in Schule und Kita. Applaus, bitte.
Humor rettet Leben (und Nerven)
Im Chaos die Nerven zu behalten, erfordert vor allem eins: Humor. Ein Spruch, den ich mal gehört habe, lautet: „Wer in schweren Situationen keinen Witz darüber machen kann, hat den Ernst der Lage nicht verstanden.“ Passt perfekt zu uns. Manchmal muss man einfach über das Chaos lachen, weil es sonst nur noch wahlweise Tränen oder Fluchtgedanken gibt.
Zum Beispiel, wenn die Kids voller Stolz das erste Familienfrühstück zaubern – und Wochen später immer noch Eierschalen auf dem Küchenschrank auftauchen. Oder wenn sie „im Garten helfen“ und ich danach mit dem Hochdruckreiniger die Terrasse säubern darf. Klar, es ist anstrengend, aber hey, genau diese Momente machen die besten Erinnerungen.
Kinder, die nichts dürfen, werden Erwachsene, die nichts können
Das ist einer meiner Leitsätze. Ich lasse die Kids machen, auch wenn’s oft im heillosen Chaos endet. Warum? Weil sie lernen sollen. Das Leben ist kein Instagram-Feed, sondern ein großer Sandkasten, in dem man sich mal die Knie aufschlagen muss.
Klar, die drei kleinen Terroristen treiben mich manchmal an den Rand des Wahnsinns (und haben definitiv Schuld an meinem Haarausfall). Aber wenn sie mich dann in den Arm nehmen, „Papa, ich hab dich lieb“ sagen oder einfach laut loslachen – dann ist jede Katastrophe vergessen.
Mein Rezept fürs Überleben im Chaos
Eltern sein ist nichts für Feiglinge. Aber Kaffee hilft. Und Humor. Und vor allem ein Partner, mit dem man ehrlich reden kann, wenn die Nerven blank liegen. Oft hat meine Frau den besseren Rat – oder ich zeige ihr eine andere Perspektive. Wir sind ein Team, und das ist der Schlüssel.
Und wisst ihr, was ich anderen Eltern sage, die mit ihrem eigenen Chaos kämpfen? Ganz einfach: Alle tun es. Wirklich alle. Manche geben es zu, andere lügen sich was in die Tasche. Perfekt sein ist ein Mythos. Wichtig ist, dass wir da sind, dass wir lieben, dass wir lachen – und dass wir den Kindern die Freiheit geben, sie selbst zu sein.
Chaos ist das Salz in der Suppe des Familienlebens. Ohne wär’s irgendwie langweilig.
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