Herzsache – Wenn der Start ins Leben anders läuft als geplant
Herzsache – Wenn der Start ins Leben anders läuft als geplant
Man stellt sich die Geburt seines Kindes ja immer ein bisschen filmreif vor. Happy Tears, sanfte Musik, dieser emotionale First-Look-Moment zwischen Eltern und Baby. Bei uns war’s auch ein First-Look – nur eben mehr „Grey’s Anatomy“ als „Willkommen im Leben“.
Blau sein ist nicht immer cool
Unsere Große war gerade mal zwei Stunden alt, meine Frau lag noch zur Nachsorge, und ich hatte den ersten exklusiven Papa-Bonding-Moment. Alles lief normal – bis zu diesem heiligen Hebammen-Blick. Ihr wisst schon, dieser Blick, der nicht nur Windeln wechselt, sondern auch Leben rettet.
„Die ist viel zu blau“, meinte sie plötzlich. Ich dachte noch: „Okay, vielleicht ein bisschen müde vom Rauskommen?“ – aber nein. Sauerstoffsättigung? Katastrophe.
Sofort wurde ein Arzt gerufen, und nach ein paar kurzen Tests stand fest: Hier stimmt was gar nicht. Die Situation war ernst. Ärzte aus einer Partner-Kinderklinik wurden alarmiert und von der Feuerwehr per Eilfahrt zu uns gebracht, um die medizinische Versorgung während des Transports sicherzustellen.
Kaum waren sie da, gab es keine Diskussion: Unsere Tochter muss mit – jetzt. Ich durfte nicht mit in den Rettungswagen. Also Papa im Verfolgermodus hinterher.
Von Klinik zu Klinik – und ich immer hinterher
In der Partner-Kinderklinik liefen die nächsten Untersuchungen. Besorgte Blicke, Fachsimpelei, die für mich wie ein schlechter Radiosender klang – zu viele Informationen, zu wenig Klarheit.
Dann die Diagnose: Ein komplexer Herzfehler. Und damit stand fest: Wir brauchen Spezialisten. Also nächster Transport – diesmal in eine Herzklinik. Wieder durfte ich nicht mit im Wagen sein. Zwei Mal innerhalb weniger Stunden wurde mein Kind von der Feuerwehr durch die Stadt gefahren – ohne mich.
Als ich endlich in der Herzklinik ankam, lief die Untersuchung schon auf Hochtouren. Irgendwann kam der Chefarzt zu mir, setzte diesen typischen beruhigend-bedrohlichen Ärzteton auf und sagte:
„Ihr Kind hat einen sehr komplexen Herzfehler. Sie bleibt erst mal hier.“
Das war der Moment, in dem alles verschwamm. Komplexer Herzfehler – was heißt das? Was bedeutet das für sie? Was passiert jetzt? Und während ich all das zu begreifen versuchte, lag meine Frau noch im Krankenhaus und hatte keine Ahnung, wo wir blieben.
Mütter sind echte Kriegerinnen
Meine Frau spürte natürlich, dass irgendwas nicht stimmte. Also fragte sie eine Hebamme – aber die konnte nur so viel sagen: „Ihr Baby musste zur Untersuchung in eine andere Klinik, weil es ihr nicht gut ging.“
Nicht gerade die beruhigendste Antwort.
Als unsere Tochter endlich eingeschlafen war, rief ich meine Frau an und erklärte ihr alles. Ab da war sie im "Mama-Kriegsmodus". Während ich noch mit dem Schock rang, setzte sie alles in Bewegung, um so schnell wie möglich bei uns zu sein.
Kein Jammern, kein Zögern – einfach machen.
Das war der Moment, in dem mir klar wurde: Unsere Tochter ist verdammt stark – aber sie hat’s auch von irgendwoher.
---
Fortsetzung folgt...
Dieser Tag war nur der Anfang. Und was danach kam? Noch mehr Fahrten, Untersuchungen, OPs, Höhen und Tiefen. Aber auch: unglaubliche Stärke, bedingungslose Liebe und ein verdammt zähes kleines Herz, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt.
Bleibt dran – die Geschichte ist noch lange nicht vorbei.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Kommentare sind wie Kaffeetassen – je voller, desto besser. Also, füll das Ding!